Erlebnisse aus drei Monaten RWTH Incubation Programm

Anfang diesen Monats haben wir in unserem ersten Blog-Beitrag über unsere Teilnahme an dem Ideation Programm der RWTH Aachen berichtet. Das Ideation Programm hatte dabei das Ziel, aus unserer Idee ein Geschäftsmodell für eine mögliche Ausgründung zu entwickeln. Im Prinzip handelte es sich hierbei bereits um einen kleinen aber nicht ausformulierten Business-Plan.

Gegen Ende des Ideation Programms hat uns unser damaliger Coach der RWTH Entrepreneur gefragt, ob wir nicht auch bei dem Incubation Programm der RWTH Aachen teilnehmen wollen.

Das RWTH Incubation Programm ist ein Accelerator-Programm. Programme dieser Art bauen auf schon grundlegend entwickelten Business-Ideen auf und sind dazu gedacht, die Umsetzung der Idee voran zu treiben. Die Gründer werden hierbei durch Workshops und Networking in den verschiedensten Themen unterstützt, wie z.B. wichtige Punkte bei der formalen Unternehmensgründung, wie man sein Unternehmen für Investoren attraktiv organisiert (Stichwort: shareholder table), oder wie man sich auf Investoren-Gespräche vorbereitet.

Soviel vorweg: wir haben uns auf das Programm beworben, einen Platz erhalten und das Programm von Anfang bis Ende durchlaufen. Wir haben das Programm mittlerweile abgeschlossen und möchten gerne unsere dabei gemachten Erfahrungen mit euch teilen.

Unsere Bewerbung für das RWTH Incubation Programm

Mit der im RWTH Ideation Programm ausgearbeiteten Geschäfts-Idee für LuminoGen haben wir uns auf das RWTH Incubation Programm beworben, welches üblicherweise auf 15 Teams begrenzt ist. Als Auswahlprozess gab es für alle sich bewerbenden Teams ein Pitch-Event, den sogenannten Selection Day, nach welchem dann alle Teilnehmer für den kommenden Incubation Batch bestimmt wurden.

Beim Selection Day war die Zeit für jedes Team auf wenige Minuten Vortrag bzw. Pitch begrenzt, sodass auch noch Zeit für Nachfragen möglich war. Komplexe technologische Themen wie unseres in dieser Zeit zu vermitteln, ist ohne Vorbereitung gar nicht so einfach, und zum Glück hatten wir unser aus dem Ideation Programm erprobtes Pitch-deck zur Hand. Allerdings ist das Ideation Programm keine Voraussetzung für das Incubation Programm!

Ablauf des Incubation Programms

Start des Incubation Programms mit dem Kick-Off Event

Eingeleitet wurde das Incubation Programm mit einem Kick-Off Event im Collective Incubator Ende Januar diesen Jahres. Hier haben sich alle Teilnehmer des Workshops vorgestellt: das Entrepreneur-Team, der Collective Incubator und die einzelnen Start-Up Teams, und darunter natürlich auch unser Team LuminoGen.

Bei diesem Event erfuhren wir auch mehr über die anstehenden Workshops und Termine. Zudem haben wir eine Führung durch die Räume des Collective Incubator (CI) erhalten und mehr über die Angebote des CI erfahren, die die Teams in Anspruch nehmen konnten. Darunter z.B. Meeting-Räume, Zugang zu mechanischen Werkstätten sowie Flex-Offices und fixe Büros.

Workshops, Coaching und Mentoring

Das Incubator Programm lief insgesamt drei Monate, wobei jedes Team einen persönlichen Coach aus dem Entrepreneur-Team bekam, ganz ähnlich wie beim Ideation Programm. Fast jede Woche gab es verpflichtende Workshops zu Business-relevanten Themen, bei denen mindestens ein Teammitglied teilnehmen sollte. Neben dem Coaching durch die Entrepreneur gab es auch zusätzlich ein Mentoring Programm, bei dem die Teams von externen Mentoren aus der Industrie unterstützt wurden.

Das Mentoring Programm

Bevor wir auf die Workshops eingehen muss zuerst auch das Mentoring-Programm erwähnt werden, welches noch vor dem ersten Workshop initiiert wurde. Anders als die Team-Coaches von der RWTH-Entrepreneur stammen die Mentoren aus der Industrie aus unterschiedlichsten Bereichen und mit unterschiedlichsten Funktionen, wie z.B. Life Science, Marketing oder der Informationstechnologie (IT).

Die Zuteilung der Mentoren zu den Teams erfolgte durch eine Art Speed-Dating Event: innerhalb von ca. 10 Minuten trafen sich die Mentoren virtuell mit den Teams zum Austausch, und im Anschluss konnten die Mentoren Favoriten-Teams wählen, die sie gerne betreuen würden. Die Kürze der Sessions und der hohe Durchlauf zwischen Mentoren und Teams hat das Event sehr effizient gestaltet, da man sich in kurzer Zeit wirklich nur auf das Nötigste konzentrieren durfte und gleichzeitig viele verschiedene Leute kennengelernt hat.

Wir hatten hierbei das Glück, sogar mit zwei Mentoren zusammenarbeiten zu dürfen, was eher ungewöhnlich für das Programm ist. An Bord hatten wir hier einen „Business-Angel“ aus dem Life-Science Bio-Bereich und einen Marketing-Experten aus dem betriebswirtschaftlichen Bereich, der ebenfalls in einem Life-Science Unternehmen tätig ist.

Nach einigen Telefonaten und Treffen als Vorbereitung hatten wir gemeinsam Mitte März einen Positionierungs-Workshop mit beiden Mentoren im Collective Incubator, auf dessen Ergebnisse wir nun bei der Unternehmensplanung aufbauen können. Uns hat dieser Workshop sehr geprägt und voran gebracht, da wir ein Verständnis dafür erhalten haben, wie man eine Produkt-zum-Markt Strategie effizient vorbereiten kann, und zwar bereits ab Produktidee!

Die Workshops des RWTH Incubation Programms

Die Workshops, an denen wir in unserem Batch (Frühjahr 2023) teilgenommen haben, haben wir einmal in der unteren Liste zusammengestellt. An den Titeln kann man bereits erahnen, welche Themen abgedeckt wurden, und die Termine der Workshops zeigen ebenfalls, wie straff das Programm war:

  • Fundraising Essentials & Pitch Deck (06.02.2023)
  • Pitch Training & Rehearsal (13.02.2023)
  • ESOP & Corporate Governance (27.02.2023, Düsseldorf)
  • Fundraising Legal Basics (28.02.2023, Köln)
  • Legal and commercial negotiating (13.03.2023)
  • Scaling your business internationally (with German Entrepreneurship) (20.03.2023)
  • B2B sales (28.03.2023)
  • Product-Market-Fit Workshop (03.04.2023)

Jeder Workshop aus dem Incubation Programm hatte einen Hauptredner (Keynote Speaker), der entweder international tätig- oder sogar aus dem Ausland zugeschaltet war. Darunter z.B. Vortragende von der Industrie- und Handelskammer (IHK), den HighTech Gründerfonds oder vom German Accelerator. Dazu auch Vortragende aus dem Investment Bereich, die Erfahrungen und allgemeine Abläufe bei Investments geschildert haben, und zwar aus Sicht der Investoren, was für uns sehr hilfreich war.

Die Workshops konzentrierten sich auch sehr auf Interaktivität, sodass sich die Teilnehmer auch mit den Vortragenden austauschen und spezifische Fragen zu ihrer Start-Up Idee stellen konnten. Beispielsweise haben wir einige Business Model Canvas und Pitch-Decks besprochen, die die verschiedenen Teams vorbereitet hatten.

Ich muss gestehen, dass ich (Jan, Biologe) nicht immer bei allen Workshops Allem folgen konnte, wenn Fachjargon und Business-Abkürzungen zum Einsatz kamen, allerdings konnte mir Anatolij (BWLer) aus unserem Team im Nachgang immer alle offenen Fragen erklären, da er sich bei betriebswirtschaftlichen Inhalten einfach sehr gut auskennt. Das zeigt wieder einmal, wie wichtig betriebswirtschaftliche Expertise bei einem Gründungsvorhaben ist.

Networking mit bereits etablierten Firmen

Das Team der Entrepreneur hat sich ebenfalls für alle Teams darum gekümmert, die Start-Ups durch Kalt-Akquise mit potentiellen Kunden, Partnern und/oder Investoren in Kontakt zu bringen. Dadurch ist die Kontaktaufnahme nach außen leichter, denn das Incubation Programm hat bereits in der Vergangenheit zu verschiedenen erfolgreichen Ausgründungen geführt, wodurch es einen guten Ruf und Vertrauen genießt. Dafür haben die Start-Ups Einseiter („Onepager“) als Steckbrief vorbereitet, welche die Grundlage zur Kontaktvermittlung über die RWTH Entrepreneur war.

Beneficials des RWTH Incubation Programms

Teil des Incubation Programms waren ebenfalls sogenannte „Beneficials“. Hierbei konnte man sich auf bestimmte Angebote von Dienstleistungen bewerben. Darunter zählten z.B. der Zugang zu ansonsten zahlungspflichtigen Softwarelösungen (fairerweise zeitlich begrenzt, da die meisten Softwareangebote heutzutage über ein Abo-Modell laufen), Pitch-Deck-Support, professionelles Logo-Design oder die Bereitstellung von Merchandise wie z.B. Shirts.

Für die Beneficials gab es ebenfalls einen Auswahlprozess, insbesondere weil es für einige Angebote aus Kostengründen begrenzte Kontingente gab, wie z.B. für Kleidung mit Team-Logo.

Wir hatten aus dem Ideation-Programm schon die professionelle Pitch-Deck-Überarbeitung in Anspruch nehmen dürfen und haben die letzten Verbesserungen während des Incubation Programms selbst vorgenommen. Unser Logo haben wir ebenfalls selbst designt, und hatten hier also auch keinen Bedarf. Allerdings haben wir uns erfolgreich auf Sweatshirts mit unserem LuminoGen-Logo beworben. Bei Gelegenheit wird es sicherlich einige Fotos von uns mit den Sweatshirts auf der Homepage geben!

Demo Day

Zu guter Letzt gab der Demo Day den „krönenden“ Abschluss des Programms: alle Teams hatten ihre Idee und Pitchdecks verfeinert und trugen diese im Collective Incubator in 5+5 Minuten Sessions (Pitch+Fragen) in einer Live-Übertragung an über 150 interessierte Leute auf der anderen Seite der Videoübertragung vor. Organisation, Equipment und Betreuung waren sehr professionell, während ein Team vortrug, lauschten die anderen Teams zusammen gespannt vor einem großen Monitor einige Räume weiter der live-Übertragung.

Es hatte wirklich etwas von einem kleinen Fernseh-Studio: Klebe-Markierungen auf dem Boden wiesen die Laufwege vor die Kamera in- und aus der Videoszene heraus, und kleine Marker am Boden zeigten die optimale Standposition vor der Kamera. Nicht zuletzt hat das ganze Entrepreneur-Team sehr souverän, unterhaltend und charmant durch die Veranstaltung geführt. Alle Teams waren wirklich gut vorbereitet und haben sich selbst sehr gut und professionell dargestellt.

Am Ende haben wir den Abend noch in der Digital Church ausklingen lassen. Es handelt sich bei der Digital Church um eine Kirche, die nicht mehr für Gottesdienste genutzt wird und aus der ein Start-Up- und Co-Working Space entstanden ist.

Fazit zum RWTH Incubation Programm

Wir sind sehr froh, dass wir dieses fordernde, aber auch sehr fördernde Programm durchlaufen haben, denn in den Workshops wurden wir auf viele wichtige Punkte hingewiesen, die es bei der Unternehmensgründung und während der Unternehmensführung zu beachten gilt. Insbesondere, welche „Fehler“ man nicht machen sollte, um sich später nicht selbst Steine in den Weg zu legen, wenn es um rechtliche Aspekte oder Investitionsmöglichkeiten geht.

Zusammenfassend können wir das Programm sehr empfehlen. Wir haben wirklich viel aus den Workshops, dem Mentoring und dem Coaching mitgenommen. Wir mussten am Ball bleiben und einige Zeit investieren, genauso wie das Entrepreneur-Team, die Mentoren, und die eingeladenen Gastsprecher ebenso Zeit investiert haben, und dafür bekamen wir auch sehr viel geboten!

Wir stehen auch über das Programm hinaus noch mit unseren Mentoren, Coaches und einigen der Teams in Kontakt. Auch wenn wir bei weitem nicht alles auf einmal verinnerlichen konnten, wissen wir nun, worauf es zu achten gilt, und wen wir im Zweifel fragen -oder wo wir nachschlagen können.

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